Kimmich am Ball

Topspiel gegen Leverkusen Einzelkritik - Kimmich gibt Nagelsmann eine Denksport-Aufgabe

Stand: 28.09.2024 20:33 Uhr

Joshua Kimmich hat gegen Bayer Leverkusen seine Klasse im zentralen Mittelfeld beweisen dürfen - dort war der DFB-Rechtsverteidiger der Chef. Die Einzelkritik zu den Leistungen der Spieler des FC Bayern.

Manuel Neuer (Tor): Nach seiner verletzungsbedingen Pause hat sich der Ex-Nationaltorhüter das Topspiel natürlich nicht nehmen lassen - Gelegenheiten, um seine nach wie vor vorhandene Klasse unter Beweis zu stellen, bekam er allerdings nicht. Beim 0:1 durch Robert Andrich hatte Neuer aufgrund der Vielzahl an Mit- und Gegenspielern vor ihm keine Chance, ansonsten sorgte die bayrische Dominanz dafür, dass Leverkusen gar nicht erst vor sein Tor kam. In der 88. Minute durfte der Keeper einen harmlosen Schuss von Tella abwehren.

Raphael Guerreiro (Abwehr, bis 78.): Der Portugiese musste auf der ungewohnten rechten Seite ran, aber machte nicht den Eindruck, als sei dies ein Problem für ihn. Weil die Gäste ohnehin kaum Ballbesitz und Offensivaktionen hatten, wurde Guerreiro in der Defensive nicht beschäftigt und konnte so seine Stärken im Spiel nach vorne ausspielen. Seine Übersicht und das gute Passspiel waren wichtige Elemente für die Bayern, um den Ball stets in eigenen Reihen halten zu können.

Dayot Upamecano (Abwehr): Der Abwehrspieler war derjenige, der bei den langen Bällen in die bulligen Zweikämpfe mit Victor Boniface musste - und diese Prüfungen bestand er fast immer. Upamecano schwächte sich allerdings selbst, als er nach einem Foul am Leverkusener Stürmer den Ball wegspitzelte und so die Gelbe Karte sah. Über eine Stunde lang musste der Franzose deswegen vorbelastet spielen, sein Glück, dass seine Mitspieler dem Gegner keinen Raum zur Entfaltung ließen und dem Verteidiger so nicht mehr allzu viel Arbeit machten.

Min-Jae Kim (Abwehr): Weil Upamecano von Bayern als Boniface-Gegenspieler auserkoren wurde, hatte der zweite Bayern-Innenverteidiger nicht so viele Aufgaben zu bewältigen, er erstickte allerdings schon so einige Konterversuche der Gäste frühzeitig im Keim. Kim war der einzige, der das Andrich-Tor noch mit seiner Grätsche verhindern konnte, seine Stollen waren aber einen Zentimeter zu kurz, um den Schuss noch abblocken zu können.

Alphonso Davies (Abwehr): Der Linksverteidiger entschied das Sprinter-Duell gegen Frimpong eindeutig für sich und machte in beide Richtungen ein sehr gutes Spiel. Defensiv total stabil, offensiv mit Dribblings und auch Abschlüssen ebenfalls mit einer Vielzahl an guten Aktionen. Die Probleme, die Davies zu Saisonbeginn hatte, scheinen vorbei zu sein, er zeigt gerade wieder, warum er als einer der besten Spieler weltweit auf seiner Position gilt.

Joshua Kimmich (Mittelfeld): Dass das Geschehen im Zentrum eine große Rolle für den Ablauf der Partie spielen wird, war klar - und mit dem Kapitän der deutschen Nationalmannschaft gab es einen ganz klaren Chef im Mittelfeld. Kimmich war zu jeder Zeit anspielbar und wusste auch immer etwas mit dem Ball anzufangen. Auch im Gegenpressing war der 29-Jährige extrem präsent, sorgte für viele Ballgewinne. Ob Bundestrainer Julian Nagelsmann in der Form irgendwann nochmal ins Nachdenken kommt, ob er Kimmich weiter durchweg auf der für ihn nicht favorisierten Rechtsverteidiger-Position spielen lassen kann?

Aleksandar Pavlovic (Mittelfeld): Als Leverkusen kein offensives Lebenszeichen zeigte, ermöglichte der Kimmich-Partner den Gästen ein solches, als er unbedrängt mit einem Fehlpass die Ecke verschuldete, die zum 0:1 führte. Wenn man diesen Patzer allerdings mit einem Traumtor wie seinem Volleyschuss aus 25 Metern wettmachen kann, ist das das Ideal. Danach zeigte Pavlovic wie gewohnt eine stabile Leistung.

Aleksandar Pavlovic erzielt das 1:1

Michael Olise (Mittelfeld, bis 78.): Auch wenn die Leistung nicht so spektakulär wie in den vergangenen Partien war, konnte der Neuzugang die starken Eindrücke aus den ersten Wochen in München bestätigen. Olise war wieder kaum vom Ball zu trennen und hatte viele gute Ideen - er hatte aber Pech, dass ein gut getretener Freistoß knapp über das Tor ging und sich Hradecky bei einer weiteren Gelegenheit noch in den Ball schmeißen konnte.

Jamal Musiala (Mittelfeld): Nach 20 Minuten zeigte der Super-Dribbler, war er am Ball kann: Musiala schlängelte sich durch die gesamte Leverkusener Defensive und musste schließlich unfair gestoppt wären. Ansonsten gelang es dem Titelverteidiger jedoch ziemlich gut, den Nationalspieler in die Schranken zu weisen, allzu viele Aktionen konnte er sich danach nicht mehr erarbeiten.

Serge Gnabry (Mittelfeld, bis 65.): Lange war vom Linksaußen relativ wenig zu sehen gegen sehr defensiv und kompakt spielende Leverkusener. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Gnabry dann aber die große Gelegenheit auf die Bayern-Führung, das Ergebnis dieser Situation war dann aber der Beleg dafür, dass es einfach nicht sein Tag war. Nach einer Flanke von Kane schoss Gnabry den Ball erst an den Pfosten und dann an die Latte. Nach seinem großen Pech-Moment tauchte er ab und wurde als erster Bayern-Star ausgewechselt.

Jeremie Frimpong setzt zur Grätsche gegen Serge Gnabry an

Harry Kane (Angriff, bis 86.): Umgeben vom geballten Bayer-Bollwerk hatte der Ausnahmestürmer keinen Platz, um sich zu entfalten. Seine einzige starke Aktion hatte Kane, als er Gnabry die Hereingabe zu dessen doppeltem Aluminiumtreffer servierte. Dass der Engländer in einem Spiel komplett ohne Torschuss geblieben ist, dürfte in seiner Karriere sehr selten bis nie vorgekommen sein - Leverkusen schaffte das. In der Schlussphase musste Kane nach einem Tritt auf den Knöchel raus.

Kingsley Coman (Mittelfeld, ab 65.): Die Hereingabe hatte nicht den von seinem Trainer gewünschten Effekt. Wie zuvor mit Gnabry kam über die linke Bayern-Seite weitaus weniger als über die rechte, mit Coman war es sogar nahezu gar nichts.

Leroy Sané (Mittelfeld, ab 78.): Weil Olise seine Position gerade mit starken Leistungen einnimmt, muss sich Sané nach seiner Verletzung über starke Joker-Einsätze an die Startelf heranpirschen - gegen Leverkusen hat er aber nicht für besondere Aufmerksamkeit sorgen können. Er probierte einiges, entscheidend waren seine Aktionen aber nicht.

Konrad Laimer (Abwehr, ab 78.): Seine Robustheit im Zweikampf zeigte der Österreicher in der Schlussphase und konnte mit mehreren Ballgewinnen noch einige Aktionen initiieren.

Thomas Müller (Angriff, ab 86.): Der Routinier hatte kurz nach seiner Einwechslung die große Chance auf den Siegtreffer, kam allerdings ins Straucheln und konnte nicht einschießen.